Lehrhof „Hof Schwarze Schafe"

Auf dem ökologisch und solidarisch wirtschaftendem Hof Schwarze Schafe bieten wir Interessierten* die Möglichkeit, mitzuarbeiten, prämiertes Vollkornsauerteigbrot zu backen, alles nötige über die Haltung, Zucht und Verarbeitung der Produkte aus der Milch der Milchschafe des Hofes zu erlernen und neue Wege in der Produzenten-Konsumenten-Beziehung kennenzulernen.

*(Schülerinnen, Studierende, Praktikantinnen, Auszubildende, Menschen die sich weiterbilden oder umorientieren möchten)

 

Konzeption:

Lehrhof „Hof Schwarze Schafe“, Claudia Pupke & Ines Wolf

In Kooperation mit dem Verein zur Förderung solidarischer Lebensgestaltung e.V.

Einführung

Nahe der Insel Usedom im Lassaner Winkel liegt im idyllischen Wangelkow der Hof Schwarze Schafe. Seit 1999 wird von dem ökologisch wirtschaftenden Betrieb Brot, Käse, Joghurt, Wurst und Wollkleidung hergestellt. Derzeit bewirtschaften die Hofeigentümerinnen Claudia Pupke, Landwirtin, und Ines Wolf, Gärtnerin, knapp 73 Hektar Land mit 96 Muttertieren der Rasse Ostfriesisches Milchschaf und erzeugen aus etwa 5100 Liter Schafmilch 1 Tonne Käse pro Jahr in zehn verschiedenen Käsesorten. Dazu kommt die Käseproduktion aus zugekaufter Kuhmilch sowie die Haltung von 6 Sauen und die Vermarktung von Wildprodukten. Nicht zuletzt werden in der prämierten Holzofenbackstube des Hofes 9000 Brote pro Jahr in sieben verschiedenen Brotsorten gebacken. Fleischprodukte von Schaf, Lamm und Schwein werden in Lohnarbeit in Auftrag gegeben. Wollprodukte aus der Schafwolle lassen wir ebenfalls im Auftrag produzieren. 2008 wurde ein neuer Stall gebaut und mit einer 30 kwH-Photovoltak-Anlage versehen. Neben den beiden Betriebsinhaberinnen arbeiten auf dem Hof zwei Teilzeitkräfte. Der Hof ist seit Jahren Lehrbetrieb für die Freie Ausbildung Landwirtschaft der bäuerlichen Gesellschaft Nordwestdeutschland/Berlin-Brandenburg und Praktikumsbetrieb für Landbau der Waldorfschulen Lübeck und Rostock.

Seit 2011 wurde der Hof schrittweise auf die neue zukunftsweisende Wirtschaftsstruktur „CSA - Community Supported Agriculture“ umgestellt – solidarische Landwirtschaft.

Zusammen mit dem Mirabell e.V. und der Kräutergarten Pommerland eG gewann der Hof den Zukunftspreis 2011/12 der Akademie für Nachhaltige Entwicklung MV in der Kategorie Regionale Wertschöpfung.

2014 konnte der Betrieb bei dem landesweiten Wettbewerb „Neue Dorfmitte“ vom Ministerium für Energie, Infrastruktur, Landesentwicklung MV in der Kategorie „Alternative regionale Projekte“ den ersten Platz belegen.

Besondere Kompetenzen

In den 16 Jahren Hofgeschichte haben sich Claudia Pupke und Ines Wolf zu Spezialistinnen auf diversen besonderen Gebieten entwickelt. Angefangen von der Herausforderung in altem Handwerk in Urproduktion Holz, Milch, Wolle, Brot, Fleisch und Käse vom Anfang bis zum Ende der Produktion unter einem Dach aufzubauen und zu verwalten, gehen die Erfahrungen noch viel weiter. Klassische regionale Vermarktungsstrategien wurden jahrelang bedient und in letzter Zeit mit der solidarischen Landwirtschaft durch innovative zukunftsorientierte Elemente ergänzt und zum Teil abgelöst. Direkter Kundenkontakt inklusive kundenbezogene Produktentwicklung, Netzwerkarbeit mit diversen Partnerbetrieben, Vernetzung der biologisch arbeitenden Betriebe in der Region und Krisenmanagement sind weitere Kompetenzbereiche. Dabei kristallisierte sich das Begleiten von Menschen als Kernkompetenz heraus, hier konnten wir einen besonderen Ansatz entwickeln, begünstigt durch die besondere Vielseitigkeit unseres Hofes.

Das Problem der Entfremdung in den Städten führt dazu, dass sich immer mehr Menschen für nachhaltiges Leben auf dem Land interessieren. Der normale touristische Weg wie „Ferien auf dem Bauernhof“, etc. bietet hier kaum Erfahrungen, die das Bedürfnis nach dem Ursprünglichen erfüllen oder romantische Vorstellungen zum Landleben korrigieren. Ein direkter Kontakt mit der Arbeit auf einem Hof, den Tieren, dem Herstellen echter Lebensmittel und das Erleben des Jahreslaufs kann heilend wirken, gerade auch für Menschen in besonderen Lebenslagen. Das zeigen unsere Erfahrungen. Eine Kommerzialisierung dieser Idee würdigt jedoch die tiefen machbaren Erfahrungen auf eine Dienstleistung herab und macht es unmöglich sich „auf einer Augenhöhe“ zu begegnen.“ Claudia Pupke

Der Hof Schwarze Schafe gehört zu den wegweisenden Modellprojekten des Landes. CSA – Community Supported Agriculture . Ausgehend von dem Landwirt Trauger Groh und Robin Van En entstanden in den 1980er Jahren erste „solidarische Höfe“ im deutschsprachigen Raum und in den USA. Dort wird dieses Prinzip „Community Supported Agriculture“, kurz CSA, genannt. Grundlegend ist, dass eine Gruppe die Abnahme der Hoferzeugnisse innerhalb eines Jahresvertrages garantiert und die Ernte bzw. alles, was notwendig ist, um diese zu erzeugen, vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Eine gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft ist eine Landwirtschaft, die eine Gemeinschaft von Menschen ernährt. Ein einheitliches Konzept für eine Solidarische Landwirtschaft kann es nicht geben, da die Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Höfe und der Mitglieder variieren.

Oder ich gehe den Königsweg des gemeinschaftlichen Wirtschaftens und beteilige mich an solidarischer Landwirtschaft, aus der ich dann das ganze Jahr frische geschmackvolle und gesunde Lebensmittel für meinen täglichen Bedarf erhalte. Solidarische Landwirtschaft macht uns zu Ko-Produzenten und -Produzentinnen und lässt uns näher zusammenrücken, Freud und Leid teilen mit jenen, die unsere Lebensmittel erzeugen. Und all das, ohne Natur und Böden oder gar uns selber auszubeuten. Solidarische Landwirtschaft ist Gemeinschaft im besten Sinne, sie bringt ein menschliches Maß in unser Tun, sei es als Ko-Produzent oder als Produzent. Sich daran beteiligen zu können, das ist Wohlstand.“ SlowFood 2/2013

CSA auf dem Hof Schwarze Schafe

2014 zählt der Hof 134 erwachsene Mitglieder, das heißt Förderer, die den Hof mit einem fixen monatlichen Beitrag unterstützen. Die Strahlkraft, die die Umsetzung von CSA einem Hof verleihen kann, ist überraschend und berührend. In den letzten Monaten zeigten zahlreiche Anrufe und Besuche des Hofes zu dem Thema CSA, dass dieses Modell zukunftsweisend den Bedürfnissen der Menschen entspricht. Das Interesse geht weit über die Region und die Vertragspartnergruppe hinaus. Es entstand ein dauerhafter Kontakt zur TransitionTown-Gruppe Leipzig, zur Universität Greifswald Abteilung Landschaftsökologie, zu verschiedenen Schulen, Sozialen Diensten und der Universität für ökologischen Landbau Eberswalde. Die Resonanz in der Öffentlichkeit ist breit gefächert, sowohl in der regionalen als auch in der überregionalen Presse erscheinen in regelmäßigen Abständen Berichte über Projekte und Entwicklungen des Hofes. Die Sensibilisierung der Region für das Thema CSA zeigte auch bald, dass das Bedürfnis nach der gesamten Versorgung der Haushalte besteht, also auch mit Gemüse und anderen Produkten, die der Hof bisher nicht herstellt.

Der Lehrhof Hof Schwarze Schafe

Der Hof Schwarze Schafe steht an einem Schwellenpunkt. Es ist an der Zeit, die gesammelten Erfahrungen und Potenziale in ein sinnstiftendes, zukunftsweisendes Projekt zu investieren. Der Hof wird zum Lehrhof. Dem Hof stehen seit 2014 73 ha mehr Land für ökologische Flächenbewirtschaftung zur Verfügung. Das Absatzpotenzial der Produkte steigt durch die CSA (community supported agriculture – solidarische Landwirtschaft) jährlich. Die zwei neuen MitarbeiterInnen des Hofes sind AbsolventInnen der Freien Ausbildung Landwirtschaft und bringen viel Erfahrung und gute fachliche Praxis im Bereich Gemüseanbau und Milchviehhaltung von den Höfen Marienhöhe und Hof im Winkel mit. Das Spektrum der Hofprodukte ist erweiterbar, z.B. um Gemüse, Obst, Kühe oder Getreide. Die Region Lassaner Winkel birgt ein hohes erweitertes Potenzial an Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten. Der Hof Schwarze Schafe bietet Auszubildenden und Praktikanten die seltene Möglichkeit, selbstständig wirtschaftliche betriebliche Entwicklung und Eigenständigkeit zu üben. Hier zeigen sich Möglichkeiten, kreativ neue zukunftsweisende Wirtschaftswege zu entwickeln und auszuprobieren.Den Auszubildenden wird unter fachkundiger und wohlwollender Anleitung von Anfang an maximale Verantwortung übertragen. Sie lernen zu entscheiden wie Betriebsleiter. Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Anbauplanungen, Kundenkontakte und -betreuung, alle Bereiche eines funktionierenden Hofes können erprobt und erfahren werden. Neue Wirtschaftswege wie die CSA können mit entwickelt und verinnerlicht werden. Alters- und kompetenzübergreifende Arbeiten sind möglich, Lehrlinge im 4. Jahr können zum Beispiel jüngere Lehrlinge begleiten. Referenten von außerhalb werden zu spezifischen Themen für Workshops eingeladen. Im Lassaner Winkel gibt es diverse Experten zu landwirtschaftlichen Themen, wie z. B. die Gemüsemeisterin von „Feldfrüchte Icke“ in Pulow, die das Lehrhof-Projekt intensiv unterstützen und mit begleiten werden. Diverse andere Stellen haben ein hohes Interesse an Aus- und Fortbildungsplätzen auf dem Hof gezeigt, wie zum Beispiel die Tierheilpraktikerschule Rostock. Auch die Universität in Eberswalde würde eine Praktikumsstelle begrüßen, Bachelor-Arbeiten könnten hier entstehen. Die Freie Ausbildung Landwirtschaft im ökologischen Landbau möchte gern weitere Plätze etablieren, die Absolventen könnten vom Hof aus die Zusatzprüfung zum staatlichen Facharbeiter ablegen. Eine Gruppe von Auszubildenden der Freien Ausbildung Landwirtschaft ist ganz konkret auf der Suche nach einem Hof, auf dem sie nach den selbständigen und eigenverantwortlichen Maßstäben eines Lehrhofes leben und arbeiten können. Die Idee trifft den Zeitgeist. Gerne möchten wir diese Gruppe bei uns aufnehmen.

Wer interessiert ist, auf dem Hof zu helfen, ein Praktikum zu absolvieren oder auch über eine Ausbildung in der ökologischen Landwirtschaft nachdenkt, kann sich gern mit uns in Verbindung setzen. Ebenso willkommen sind Menschen, die diese inhaltliche Arbeit mit einem finanziellen Beitrag unterstützen. Derzeit fließen alle Mittel in die Herrichtung von Dach und Dachgeschoss, damit wir die Helfer, Praktikantinnen und Auszubildende auf dem Hof unterbringen können.


Wird gefördert von:

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Leader


flag white low

bingohh jpg

 

nue blau

Copyright (c) Site Name 2012. All rights reserved.
Designed by joomla2you.com